Schöner Einkaufen mit Pinterest und Instagram?

Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare – an diesen alten Spruch musste ich gestern denken, als ich mir die neuen Social-Commerce-Funktionen von Pinterest und Instagram angesehen haben. Gestern sind beide Apps dieser Sozialen Netzwerke so geupdated worden, dass man auch hierzulande direkt aus den Posts einkaufen kann.

Weiße Punkte auf den Bildern der Accounts unter anderem von Defshop und Zalando (bei Instagram) und Traumzuhause und Easyinterieur (bei Pinterest) zeigen an, dass sich dahinter Produktinformationen befinden. Man tippt darauf, Name und Preis werden angezeigt, man tippt noch einmal … und landet auf der Produktdetailseite eines (immerhin) mobil optimierten Webshops. WTF?

Um jetzt zu bestellen, durchläuft der Kunde einen ganz normalen Checkout, trägt seine Daten ein, hat vielleicht sein Passwort vergessen, lässt es sich neu zuschicken, hat dann die Kreditkarten nicht zur Hand und so weiter und so weiter. Da hat man als Marke oder Händler den Besucher für ein Produkt begeistert, diesbezüglich alles richtig gemacht – und lässt ihn dann vor eine derartige digitale Wand laufen. („Sie wollen das hier kaufen? Schön schön, aber ohne Passierschein A38 geht hier gar nix.“)

Man kann sich richtig vorstellen, wie das technisch im Hintergrund gelaufen ist: die Plattformen bieten Marken und Händlern ein Tagging-Tool an, mit dem sie die weißen Punkte auf den Bildern drapieren können, dazu noch einen einfachen CSV-Upload, um Produktinfos bereitzustellen, und fertig. Minimaler Implementierungsaufwand, minimale technische Last – und der Kunde ist ja eh digital affin, der bekommt das schon hin mit den Formularen.

Nun kann man sich trefflich darüber streiten, ob es überhaupt sinnvoll ist, soziale Plattformen zu Einkaufskanälen umzubauen. Im letzten Jahr hat beispielsweise Twitter seine Buy-Button-Initiative eingestampft und auch gleich den Head of Commerce entlassen. Aber immerhin hat man teilweise versucht, sich beim Thema Benutzerfreundlichkeit mehr Mühe zu geben als Instagram und Pinterest. Beim Buy-Button von Facebook etwa kann man direkt in einem Overlay seine Bezahlungsdaten eintragen, wie diese Demo von commercetools zeigt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber auch hier muss man konstatieren: das Ei des Kolumbus ist das noch nicht, und Facebook, Instagram & Co. werden wohl weiter experimentieren, um aus einfachen „Likes“ tatsächlich Transaktionen zu machen. Richtig erfolgreich waren bislang nur einzelne Aktionen, wie jüngst der Verkauf des Nike Air Jordan III über Snapchat, bei dem der Schuh nach 23 Minuten ausverkauft war.

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

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