A Fresh Start: Mein erster Monat bei Shopify

Ziemlich genau vor einem Monat stand ich in einem Innenhof irgendwo im Berliner Osten und war gespannt auf den Beginn eines neuen beruflichen Kapitels. Was folgte waren vier voll gepackte Wochen, in denen ich mit vielen Menschen sprechen und mir viele Dinge ansehen konnte, und so langsam kann ich sagen: ich habe so ungefähr verstanden, worum es bei Shopify geht 😉 Und ich dachte, das ist doch ein guter Anlass, ein paar Erfahrungen hier zu teilen.

Die ersten Eindrücke

Erste Überraschung am ersten Tag: man ist wirklich sehr schnell „drin“. Sprich, es gibt ein Macbook, es gibt einen Single-Sign-On für Slack, GDrive & Co, und schon ist man – zumindest Tool-seitig – einsatzbereit. Weil es grundsätzlich eine offene Kommunikationskultur gibt und intern so ziemlich alles miteinander geteilt wird, hatte ich damit sofort Zugriff auf Projekte, Daten, Auswertungen und Kommunikation, alles in einem nahezu enzyklopädisch anmutenden, umfangreichen internen Wiki organisiert. Für einen eher neugierigen Menschen wie mich das sprichwörtliche Eldorado und die beste Möglichkeit, schnell die für mich relevanten Dokus und Ansprechpartner zu finden.

A propos Menschen: ich habe es durch die Bank und dankenswerterweise mit freundlichen und zugewandten Menschen zu tun. Egal ob online in einem Slack-Channel, in einem Hangout oder live in der Mittagessens-Warteschlange vor dem Buffet, ich wurde und werde herzlich begrüßt und und kann in den Gesprächen sozusagen die Puzzle-Teile erfahren, die für mich innerlich so langsam das Shopify-Bild ergeben.

In a nutshell

Ich könnte jetzt noch ausschweifend über den Alltag bei Shopify erzählen, Ihr interessiert Euch jedoch wahrscheinlich eher für die E-Commerce-Tauglichkeit im Allgemeinen und die Shoptechnologie im Besonderen.

Nun, als System gibt es Shopify schon seit 2006, seit 2017 treibt man das internationale Geschäft voran (mehr zur Geschichte und den Hintergründen gibt’s in diesem Video von Hagen). Kern des Geschäfts ist der Betrieb einer SaaS-Lösung, die so aufgebaut ist, dass sie auch Nicht-Technikern erlaubt, in kürzester Zeit einen Online-Verkaufskanal auf die Beine zu stellen und sich damit selbstständig zu machen. Sprich, die Benutzeroberfläche ist so übersichtlich und die Prozesse dahinter so gut abstrahiert, dass sich angehende Unternehmerinnen nicht mit Vertragsdetails etwa bezüglich Payment-Anbindung herumärgern müssen. (Wer genauer verstehen möchte, welche Kundengruppe Shopify damit vornehmlich im Blick hat, sollte sich die jüngst gestartete Independents-Kampagne ansehen.)

Zu diesem Zweck gibt es ca. 70 Themes und einen App-Store mit 3200+ Apps, über den sich die Kern-Software auf die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Wie das für den deutschen Markt funktionieren kann, sieht man exemplarisch am Webshop von Tiny Boon: der Gründer Ralf Mager berichtet, wie er mit einem Budget von knapp €600 innerhalb von drei Monaten einen Webshop auf die Beine gestellt hat, der beim Shop Usability Award 2019 sogar einen Preis gewinnen konnte. Daran erkennt man schon, wozu das System hauptsächlich gemacht ist: zum schnellen Verbinden von Einzelkomponenten, die so konfiguriert werden, dass das Geschäftsmodell damit modelliert werden kann – low-code bzw. no-code lautet die Devise bei derartigen Projekten.

Shopify als Entwickler-Plattform

Okay werdet Ihr jetzt sagen, Shops zusammenklickern, schön, schön, aber wo und wie kann man denn eigenen Code unterbringen, Frontends bauen, etc.? Oder einfacher gefragt, wie kann man als Agentur oder Entwickler im Shopify-Umfeld Geld verdienen? Immerhin beschäftigt sich ja ein Großteil unsere Branche jeden Tag damit, für die jeweiligen Kunden entsprechendes Customizing der Standardlösungen vorzunehmen.

Die einfache Antwort, die vielleicht einige überraschen dürfte: Shopify hat umfangreiche, sehr gut dokumentierte GraphQL- und REST-APIs (Storefront-API und Admin-API), ein Webhook-System und weitere Mechanismen, um eigenen Code auszuführen und entsprechend im Frontend oder Admin einzubetten. Denn genau das tun ja die Apps im App-Store: es sind (Micro-)Services, die von Drittanbietern entwickelt und betrieben werden und die Grundfunktionalität von Shopify mithilfe der APIs erweitern.

Das bedeutet unter anderem – und hier komme ich zu einem meiner Lieblings-Buzzwords der letzten Jahre zurück – das sich Shopify auch problemlos als Headless-System einsetzen lässt. Was das genau heißt und in welche Richtungen sich da neue Anwendungsmöglichkeiten entwickeln, damit werde ich mich in der Zukunft unter anderem beschäftigen.

Meine Rolle & meine Termine

Wo wir gerade bei beschäftigen sind, ich werde oft gefragt, was ich denn bei Shopify konkret mache? Mein offizieller Titel lautet „Technical Partner Manager“ für Deutschland. Sprich, sobald es darum geht, wie in Zukunft Agenturen und Freelancer besser mit und für Shopify entwickeln, bin ich hierzulande der erste Ansprechpartner. Das kann natürlich vieles bedeuten, und aktuell formt sich mein Aufgabenprofil noch, aber es wird sicher mit Trainings, Dokumentation, Veranstaltungen und generell Kommunikation mit der Community zu tun haben.

In diesem Zusammenhang kann ich gleich zwei Termine verkünden:

  • Vom 12. – 14. März findet mittlerweile zum 8. Mal das E-Commerce-Camp in Jena statt. Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass wir große Fans dieser kleinen aber feinen Veranstaltung sind. Daher werde ich im Namen von Shopify auch dort sein, eventuell noch Kollegen und Partner mitbringen und Euch gerne einen tieferen Einblick in die Welt meines neuen Arbeitgebers geben.
  • Gut zwei Wochen später, nämlich vom 27. – 29. März sind wir dann in Berlin beim Slash-Hackathon. Dort stellen wir ebenfalls die Shopify-Entwickler-Tools vor und sind schon jetzt gespannt, welche Projekte dort über’s Wochenende umgesetzt werden.

Darüber hinaus bin ich in diesem Jahr auch bei größeren Veranstaltungen vor Ort, wie etwa der Internetworld Expo, der K5, der DMEXCO und natürlich den Shopify-Eigenproduktionen Pursuit in Amsterdam und Unite in Toronto.

Und sonst so?

Es gibt wirklich noch viel zu erzählen, etwa über das Thema Dropshipping und was die Kollegen von Oberlo diesbezüglich bauen, über die sonstigen Services wie Capital, Payment und Fulfillment, und schließlich darüber, was es mit ShopifyPlus eigentlich auf sich hat. Aber das soll an einer anderen Stelle erzählt werden, das Jahr ist ja noch jung!

(Bild: pexels.com)

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

Alle Beiträge ansehen von Roman Zenner (ShopTechBlog) →