Die Buzzword-Maschine

Es ist wieder die Zeit der gutmütig dreinblickenden Politikergesichter im Großformat, mitsamt den mehr oder weniger pfiffigen Slogans des bundesdeutschen Parteienspektrums. Langsam aber sicher steigt die Spannung, die Beteiligten bringen sich in Stellung, reden sich auf Marktplätzen heiser, takten ihre Fernsehauftritte und holen für ein paar Wochen den Twitter-Account aus der Mottenkiste. Alles steuert auf den 24. September zu, auf den Kick der ersten amtlichen Hochrechnung.

Macht man „was mit online“ und wohnt in Rheinland-Reichweite, spürt man derzeit eine zweite Spannungskurve. Es ist mal wieder Messezeit, die dmexco steht vor der Kölner Tür: am 13. und 14. September trifft sich dort die Online- und Digitalbranche und zeigt, was sie hat und kann.

Dies hat Kollege Oliver Kling von Handelskraft zum Anlass genommen, einmal den Vor-Messe-Buzzword-Dschungel zu lichten und zu sehen, was bei Shopsystem-Herstellern wirklich gerade los ist und wofür sie stehen. Und da ich seit zwei Jahren als Teil des Marketing-Teams von commercetools mithelfe, Buzzwords unter das Volk zu bringen, hier eine kleine Replik.

Wir können nichts dafür!

Eine kleine, unscheinbare Halle auf dem Produktionsgelände in Berlin-Adlershof. Die wenigen Fensterscheiben sind rissig, das Mauerwerk bröckelt. Nur wenigen Eingeweihten ist bekannt, dass hier die Tech-Schlagzeilen von morgen entstehen. Ein kleines Spin-Off der altehrwürdigen Duden-Redaktion hatte Anfang der 2000er erfolgreich Crew und Ausstattung einer populären Gaming-Show dorthin gebracht, um wöchentlich für Buzzword-Nachschub zu sorgen: Jetzt erdreht ein ergrauter aber sichtlich stolzer Peter Bond an einem umgebauten Glücksrad jeden Sonntag höchstselbst die neuesten Wort-Kreationen.

Mit dieser Einrichtung reagierte man früh auf die beunruhigende Entwicklung, dass Unternehmen auf Messen nur den Halbsatz „kommt zu mir“ bzw. dessen Variante „ich mach’s besser“ neben ihr Logo klebten und diesen Schriftzug Jahr für Jahr vergrößerten. Die Reißleine musste gezogen werden, als ein Unternehmen aus Norddeutschland mit dem Satz „wir sind die Geilsten“ eine ganze Wand der Messe-Halle überklebte. Buzzwords erlauben – so die einhellige Expertenmeinung – den selben Grad an inhaltsleerer Kommunikation, benötigen aber deutlich weniger Platz. Außerdem eigneten sie sich wesentlich besser für die Verwendung in Fachmagazinen, da sie ein gewissen Grad an Wissenschaftlichkeit suggerierten.

Buzzwords im Abo

Seit mittlerweile mehr als 10 Jahren können sich Unternehmen themenspezifisch im Abonnement mit neuen Buzzwords versorgen und sind damit bestens für Messen und Konferenzen gewappnet. So gab es im Bereich Online-Handel bereits einige Erfolge, auf die Peter Bond selbst besonders stolz ist:

Natürlich gibt es immer mal wieder Buzzwords, die einem im Ohr bleiben, etwa „Staycation“, „Coopetition“, „Slow-Food“ und „Work-Life-Balance“. Im E-Commerce hatten wir viel Freude an „Omnichannel Commerce“, „No-Line-Commerce“ hat der Redaktion am besten gefallen – aber als das Rad dann bei „Everywhere Commerce“ stehenblieb, haben wir spontan eine Pulle Schampus geköpft!

Wir in München freuen uns wöchentlich auf die neue Ladung Buzzwords – immer montags kommen die neuen Wortkolonnen per E-Mail an. (Ein Berliner Kollege verriet mir neulich, dass auch in den Parteizentralen die Buzzword-Mails mit Spannung erwartet werden – als das Hashtag #fedidwgugl erschien, habe das Konrad-Adenauer-Haus tagelang wie ein Bienenstock gebrummt und in Mitte waren sämtliche Dunkin‘ Donuts ausverkauft.)

Das Karussel dreht sich weiter

Da habt Ihr’s: die Kollegen von Intershop, Salesforce Commerce Cloud, SAP Hybris, Spryker und wir machen das einzig Richtige: Mithilfe von Peter Bond & Team fügen wir uns einer ausdifferenzierten Sprachräson können so Messeauftritte sowie Unternehmenskommunikation so effizient und ausgewogen wie möglich gestalten. Das sind wir unseren Kunden – und Partnern! – schuldig, oder?

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

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