Wie wird das Shoptech-Jahr 2022?

Heute möchten wir uns erneut einer guten alten Tradition widmen und ein paar Vorhersagen für das neue Jahr treffen.

Roman sagt:

Wieder mehr Live-Konferenzen im 2. Halbjahr

Wer dieses Blog schon seit einiger Zeit verfolgt wird wissen, dass wir beide großer Fan von Konferenzen sind, die live stattfinden. Daher blicken wir wehmütig zurück auf Veranstaltungen wie die codetalks oder die K5, bei denen man sich immer schubkarrenweise Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch abholen und aufregende Stunden mit aufregenden Menschen verbringen durfte. Und so gut sie auch gemeint sind, Online- und Hybridkonferenzen sind einfach nicht das gleiche.D

Das Gute ist: ich bin davon überzeugt, dass wir ab Sommer wieder „on the road“ sein werden. Das mag sich komisch anhören, da Omikron gerade weltweit die Inzidenzen in unfassbare Höhen schnellen lässt, aber ich glaube, dass danach tatsächlich die Dinge um uns herum sehr viel besser werden. Auf Holz geklopft!

Nachhaltigkeit als USP für E-Commerce-Plattformen

Allerspätestens seit der Diskussion um den Energiehunger mancher Kryptowährungen stellen wir fest, dass auch die Technologien, mit denen wir alle unser Geld verdienen, sich ihrer Verantwortung bezüglich Vermeidung von CO2 stellen werden. Egal um welche Plattformen es sich handelt, „compute“ verbraucht Strom, und das nicht zu knapp.

Endkundenseitig ist das schon längst sichtbar: in Warenkörben von Händler*innen wie etwa Zalando können Kunden gegen einen Aufpreis den Versand ihrer Bestellung neutralisieren. Shopify bietet an, alle Bestellungen über seine Shop-App entsprechend zu neutralisieren. Und es gibt einen regelrechten Boom von Startups, die Kund*Innen dabei unterstützen, sich bei ihrem Konsum klimafreundlicher zu verhalten.

Aber auch im B2B-Umfeld werden wir mehr davon sehen. E-Commerce-Plattformen werden sich Gedanken machen über effizientere Prozesse, umweltfreundlichere Rechenzentren, sich in irgendeiner Weise „grün“ zertifizieren und diesbezüglich neue Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Neue Strategien für Besucher-Tracking

Nachdem im letzten Jahr Apple die Handbremse bezüglich App-Tracking angezogen haben, funktionieren wichtige Marketing-Kanäle besonders über Facebook & Co. nur noch so semi-gut. Auch Google möchte im nächsten Jahr 3rd party cookies unterdrücken, sodass das Tracking für Händler*Innen zunehmend schwieriger wird.

E-Commerce-Anbieter werden in diesem Jahr darauf reagieren müssen, mit entsprechenden technischen Lösungen, Allianzen oder Beratungsangeboten

Martin sagt:

NFT das große Thema, aber noch sehr geringe Relevanz

Immer mehr Händler und Hersteller beschäftigen sich mit NFTs (Nike kauf RTFKT) und sehen darin sicherlich auch ein neuen Markt, der viel Phantasie anregt. Aber nur weil etwas gut aussieht, sollte man nicht blind allem neuen folgen nur weil es neu ist. Aus der Sicht der Hersteller macht es Sinn, neue digitale Güter mit ins Portfolio zu nehmen und diese exklusiv anzubieten, vor allem im Kontext des aufkommenden Metaverse. Einige starten hier schon mit eigenen Stores und die Marken werden hier verstärkt investieren um sich früh eine Präsenz aufzubauen. In diesem Zuge werden auch Händler gezwungen darauf zu reagieren. Player wie Farfetch Yoox-Net-a-Porter werden die ersten sein, die im Segment NFT/Metaversum aktiv werden, aber auch für größere Händler wie Zalando und AboutYou könnte es sehr spannend sein und die könnten den kleinen Zeh in diese neue Welt stecken.

Crypto als Zahlungsmittel zum Black Friday

Der Crypto-Trend schwabbt langsam in den „normalen“ Online-Handel und wird im Jahr 2022 bei den ersten Shops Einzug halten. Mit der Unterstützung eher progressiver PSPs wie Stripe werden wir zum Black Friday bzw. zum Weihnachtsgeschäft einige Händler aus den EHI Top100 sehen, die auf den Checkout-Seiten Bitcoin oder Ethereum als Zahlungsoption anbieten. Dies wird natürlich aktiv gespielt und die Adaption von Krypto-Währungen weiter treiben.

Financial Corner

  • Nach der Übernahme von Frontastic in 2022 setzt commercetools diesen Trend fort und sichert sich auch in diesem Jahr ein Player um das eigene Produktportfolio zu erweitern. Das passt auch gut zu den eigenen Trends.
  • commercetools und/oder Spryker kündigen einen Börsengang an: Etwas Beruhigung wird es in der zweiten Jahreshälfte an den Börsen geben, was wieder ein Fenster öffnen wird. Plan B wäre in meinen Augen ein Verkauf, mit jeweils spannenden Alternativen: Microsoft, Amazon oder Google
  • BigCommerce oder VTEX werden von Adobe geschluckt: Beide Titel werden an den Börsen gerade regelrecht verdroschen und haben sich seit den Debüts in den vergangenen Jahren teilweise mehr als halbiert. Das sorgt für einigermaßen faire Bewertungen und Adobe könnte mit Hilfe der starken technischen Cloud-Plattformen (im Vergleich zur aktuellen Magento-Cloud-Lösung) einen neuen Versuch im Segment

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

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