Geldsegen für Magento

Magento gönnt sich einen großen Schluck aus der Finanzierungspulle und erhält von Hillhouse Capital frisches Kapital in Höhe von 250 Millionen US-Dollar. Anonymen Quellen zufolge wurde das Unternehmen dabei mit 700 Millionen US-Dollar bewertet. Der chinesische Investor, der unter anderem an der Suchmaschine Baidu und dem Netz-Unternehmen Tencent beteiligt ist, unterstützt mit diesem Schritt den Mehrheits-Eigentümer Permira, um nach eigenen Angaben den weltweiten Vertrieb zu stärken und an Innovationen arbeiten zu können:

Magento Commerce, the worldwide leader in cloud digital commerce innovation, today announced that Hillhouse Capital will make a $250 million investment in the company to fuel Magento’s growth strategy, worldwide expansion of sales, marketing & client support, new product innovation and future acquisitions.

Interessant ist die offizielle Meldung auch deswegen, weil gleich an mehreren Stellen das Stichwort „Cloud“ erwähnt wird, das seit der Loslösung von eBay die neue Marschrichtung vorzugeben scheint. CEO Marc Lavelle etwa spricht von einer „powerful, cloud-based open platform“, etwas später  ist von „SaaS“ und einer „Magento Commerce Cloud“ die Rede. Nimmt man die Tatsache hinzu, dass auch auf der Magento-Website die Enterprise Cloud Edition zuerst genannt wird, scheint sich abzuzeichnen, dass das Unternehmen die neuen Mittel vor allem dazu einsetzen wird, den Cloud-Markt für sich zu erobern.

Damit liegt Magento im Trend, hatte doch jüngst Salesforce angekündigt, den Cloud-Plattform-Anbieter Demandware für 2,8 Milliarden US-Dollar zu kaufen und zur sogenannten Commerce Cloud umzubauen. Und selbst der hiesige Anbieter Spryker liebäugelt mit einer Cloud-Version, wie CEO Boris Lokschin vor einigen Wochen via Twitter verlauten ließ:

Schaut man ein wenig hinter die Magento-Kulissen und seiner Community aufs Maul, so werden auch andere Themen diskutiert, denen man sich nach der Geldspritze widmen sollte. Karen Baker von WebShopApps etwa vermisst Engagement beim Thema Magento 2:

In the last 12-18 months I’ve seen several serious size agencies get ‘burned’ by Magento. Merchants have been through a lot of pain in this transition to M2, those that have left it longer have in many cases made the right decision. And the fact remains that Magento 2 is still full of bugs, in parts totally confusing to even people like Alan Storm (where is the hope for the rest of us!), and remains a ‘work in progress’.  So my suggestion #1 to Magento is get more staff focused on fixing these bugs.  Because you sending me blogs about your ‘ideas for the future’ kind of is a bit annoying when I’m dealing with the fallout from your ‘ideas from the past’.  There is a lack of execution that needs resolution. Before you expand to Asia preferably.

Als Anbieter, der mittlerweile knapp 9 Jahre auf dem Market ist, ist es für Magento eine sichtbare Herausforderung, den Community-Mitgliedern und Partnern der ersten Stunde eine verlässliche Plattform zu bieten, sein On-Premise-Modell mittels Magento 2 zu aktualisieren und gleichzeitig auf dem Cloud-Market Fuß zu fassen. Ein schwieriger Spagat, der den Verantwortlichen mit Blick auf den neuen Kontostand aber in der nächsten Zeit nicht allzu schlimm vorkommen dürfte.

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

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