Was gibt’s Neues bei AWS?

In diesen Tagen findet in Las Vegas die AWS re:Invent 2017 statt. Die Amazon Web Services sind bekanntermaßen eine Erfolgsgeschichte, die den Ruf von Amazon als Infrastruktur-Provider begründet und mit einem Gewinn von knapp 1,2 Milliarden USD im letzten Quartal ordentlich zum Unternehmensergebnis beiträgt.

An dieser Stelle möchte ich das Video der Keynote verlinken, in der Peter DeSantis, VP AWS Global Infrastructure, einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik gibt. Das Video selbst hat Spielfilmlänge, ist leider nicht komplett unterhaltsam, was auch an der etwas burschikosen Art des Vortragenden liegen kann. Glücklicherweise dürfen ab und an andere Speaker auf die Bühne, was die ganze Sache dann doch erträglich macht. Die wichtigste Punkte habe ich unten kurz zusammengefasst.

AWS und Machine Learning

DeSantis beginnt mit einer kurzen Entwicklungsgeschichte der AWS-Regionen. Aktuell gebe es 11, in den nächsten Jahren seien noch mal so viele geplant. Dann geht er ins Detail und erklärt, wie eine Region aus mindestens zwei Availability Zones besteht, die wiederum aus einem oder mehreren Rechenzentren mit teilweise mehreren Hunderttausend Servern aufgebaut sind. Oberstes Ziel: Redundanz.

Unter der Überschrift „Computing at Scale“ referiert Matt Wood (GM, Deep Learning and AI) im Anschluss über Deep Learning in der Cloud und stellt Use-Cases aus den Bereichen autonomes Fahren und Medizintechnik vor.

Danach ist wieder DeSantis an der Reihe und erläutert im Detail die Evolution von AWS‘ erfolgreichen Cloud Computing Service EC2. Was mir selbst gar nicht so klar war: Um möglichst gut skalieren zu können – skalieren ist überhaupt das erklärte Lieblingswort aller Vortragenden – setzt man auf eigens entwickelte Prozessoren (custom ASICs) des Unternehmens Annapurna Labs (das man dann 2015 auch gekauft hat).

Generative Design

Der in meinen Augen faszinierendste Teil ist die Präsentation von Brian Mathews, VP bei Autodesk. Er erläutert, wie das Unternehmen beim Erstellen von 3-Modellen und Simulation realer Bedingungen auf die Cloud setzt. Der Cloud: Mittlerweile kommen Rechenmodelle zum Einsatz, bei denen Algorithmen völlig selbstständig verschiedenste Varianten ausprobieren, um etwa den stabilsten und gleichzeitig leichtesten Autositz oder ein spezielles Teil eines Flugzeug zu modellieren. Dieses Prinzip des „generative design“ kann ebenfalls Architekten und Stadtplanern dabei helfen, unterschiedlichste Szenarien virtuell testen und bewerten zu lassen – die Cloud macht’s möglich.

Anschließend wird das Thema Sicherheit diskutiert. Stephen Schmidt, VP und Chief Information Security Officer berichtet dem erstaunten Publikum, das es nur eine Handvoll Sicherheits-Experten sind, die tatsächlich in den einzelnen Rechenzentren das Sicherheits-Monitoring übernehmen. Das Geheimnis: Alles ist automatisiert, der Faktor Mensch wird weitgehend eliminiert. O-Ton: Sitzt jemand in einem Controlling-Raum voller Monitore und irgendwo blinkt eine Fehlfunktion auf, ist es eh meist schon zu spät!

Den Abschluss macht ein kleines Experten-Panel, an dem auch Greg Peters, CPO von Netflix, teilnimmt.  Netflix ist schon seit einiger Zeit Kunde von AWS, nutzt einige der angebotenen Sicherheits-Tools und ist auch selber für seine OpenSource-Aktivitäten bekannt- wie etwa der beliebten SimianArmy. (Interessante Nebenbeobachtung: Netflix ist schon seit Jahren AWS-Kunde; AWS ist Teil von Amazon und betreibt einen Video-Streaming-Service, genau wie Netflix.)

Roman Zenner (ShopTechBlog)

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit E-Commerce-Technologie und gehe hier im Blog der Frage nach, mit welchen Systemen Marken und Händler:innen ihr Online-Geschäft abbilden.

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